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Die Agua Clara Schleusen sind ein faszinierendes Beispiel moderner Ingenieurskunst. Sie sind Teil der Panama-Kanal-Erweiterung, auch bekannt als das "Panama Canal Expansion Project" oder "Proyecto de Ampliación". Sie wurden gebaut, um größere Schiffe, sogenannte Neopanamax-Schiffe, passieren zu lassen – also Schiffe, die für die ursprünglichen Schleusen wie Gatún direkt nebenan zu groß sind.
Eröffnet wurden sie am 26. Juni 2016 und ank des modernen Besucherzentrums kommt man hier den richtig großen Pötten sehr nah. Mehr dazu auf der eigenen Seite Aqua Clara Besucherzentrum.
Die neuen Schleusenkammern sind viel größer als die alten Gatún-Schleusen: Länge: ca. 427 Meter, Breite: ca. 55 Meter mit einer Tiefe von ca. 18,3 Metern. Diese Maße erlauben die Passage von Neopanamax-Schiffen, also z.B. modernen Containerschiffen mit bis zu 13.000 TEU Kapazität.
Dank der neuen Schleusen können nun größere Containerschiffe, LNG-Tanker, Kreuzfahrtschiffe und Massengutfrachter den Kanal passieren, die früher außen herum um Südamerika fahren mussten. Neopanamax-Schiffe sind nach den letzten Festlegungen der Abmessungen 2021 bis zu 370,33 m lang, 51,25 m breit und mit einem Tiefgang von maximal 15,24 m. Diese Erweiterung hat den globalen Seehandel massiv beeinflusst, vor allem zwischen Asien und der Ostküste Amerikas.
Es gibt drei Schleusenkammern hintereinander, die jeweils nur in eine Richtung genutzt werden können. Ähnlich dem Stufensystem bei Gatún, aber kompakter im Aufbau. Das System funktioniert im Prinzip rein gravitationstechnisch, ohne Pumpen – wie auch bei den alten Schleusen. Das neue System ist speziell zur Wasserersparnis entworfen worden: Hier wurden neben jeder Schleusenkammer drei große, seitliche Wassersparbecken angelegt, die es erlauben, über entsprechende Rohrleitungen und Ventile rund 60 % des Wassers beim Schleusenvorgang wiederverwenden zu können. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern ist auch notwendig, da der Kanalbetrieb stark vom Regenwasser im Gatún-See abhängt.
Wenn Wasserknappheit herrscht muss die Anzahl der Transitvorgänge reduziert werden. Auch wenn es enorme Einnahmeverluste für den Staat bedeutet, so geht die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung vor. Der maximale Tiefgang wird reduziert, 2023 z.B. auf nur 13,4 m wegen des niedrigen Wasserstandes im Gatun Lake. An beiden Küsten stauen sich die Schiffe in dieser Zeit, wenn ein Schiff auf Termin fährt so gibt es die Möglichkeit, einen der Transit-Slots in einer Auktion ersteigern. Vollbeladene Containerschiffe müssen einen Teil ihrer Container mit der Panama-Canal-Railway über Land transportieren lassen, um ihren Tiefgang zu reduzieren.
Wenn ein Schiff passiert, dann wird per Megaphon von einem Angestellten alles Interessante zum Thema mitgeteilt. Das passiert nicht per Band, sondern immer persönlich und auf das gerade zu sehende Schiff abgestimmt. So erfährt man eine Menge über Größe, Kosten der Passage, Zeitaufwand und zur Funktion der Schleusen. Ein kompletter Transit durch die Aqua Clara Schleusen dauert etwa 2 Stunden für das jeweilige Schiff.
Als wir ankamen, wurde uns ein Schiff in einer halben Stunde angekündigt. Wir trauten unseren Augen kaum, als es auftauchte und in Richtung der Schleusen fuhr. Ein mächtiger Klotz, die Höegh Aurora, das derzeit größte und umweltfreundlichste Autotransportschiff der Welt. 199,9 Meter lang und 37,5 Meter breit und Baujahr 2024. Auf die 14 Decks passen 9.100 Fahrzeuge, die CEU (Car Equivalent Units).
Die Aurora-Klasse ist die erste ihrer Art im PCTC-Segment (Pure Car and Truck Carrier), die von der Klassifikationsgesellschaft DNV sowohl als "ammonia-ready" als auch "methanol-ready" zertifiziert wurde. Die Höegh Aurora ist Teil der Aurora-Klasse von Höegh Autoliners, die als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit gilt. Die ersten acht Schiffe dieser Klasse sind mit Motoren ausgestattet, die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) und schwefelarmem Öl betrieben werden können. Je nach Verfügbarkeit kann später auf Ammoniakbetrieb umgerüstet werden, also Ammoniak als praktikabler Wasserstoff-Träger. Die letzten vier Schiffe der Serie, die bis 2027 ausgeliefert werden, werden direkt mit Ammoniak betrieben, was nahezu emissionsfreien Betrieb ermöglicht.
Wir waren hier Zeitzeuge einer Premiere, denn die Aurora durchquerte an diesem Tag, dem 21. Februar 2025, erstmals den Panamakanal und setzte damit einen neuen Maßstab für die Leistungsfähigkeit der Wasserstraße.
Auf einer Plattform noch näher an der Schleuse unterhalb des Kontrollturms standen die leitenden Angestellten und CEOs von Höegh aus Norwegen und ihre Vertreter aus Panama-City und bejubelten die Durchfahrt. Die Höegh Aurora übertrifft den bisherigen Rekordhalter für den größten Autotransporter, der den Kanal durchquert hat, die Höegh Target, die eine Kapazität von 8.500 Fahrzeugen hat und ihre Jungfernfahrt im Jahr 2016 absolvierte. Und wir waren zufällig live dabei.
Da ich gerade Aktien der Firma Höegh Autoliners gekauft hatte, betrachtete ich begeistert die winzige Schraube oben an der Antenne, die wahrscheinlich mir gehört.
Eigenes Video zum Thema
Wir haben hier knapp 3 Stunden verbracht, denn nach dem ersten Highlight hatten wir noch das Glück, zwei weitere, vollkommen unterschiedliche Schiffe beim Transit durch die drei Schleusen zu beoabachten. Zur Zeitersparnis kamen die nächsten Schiffe natürlich direkt ind die obere Schleusenkammer, sobald das vorherige Schiff sie verlassen hatte und der Wasserstand wieder auf dem Niveau der Zufahrt war.
Als nächster Transit kam die BW FRIGG, ein Flüssiggas-Tanker (LPG-Tanker), der 2016 von der Werft HHI Gunsan in Südkorea gebaut wurde. Ursprünglich trug das Schiff den Namen AURORA FRIGG und wurde später in BW FRIGG umbenannt. Es fährt unter der Flagge der Marshallinseln und wird von der norwegischen Reederei Aurora LPG betrieben.
Es ist 225 Meter lang und 36 Meter breit, mit einem Tiefgang von 8,1 Meter und einer Tagfähigkeitvon 54.509 Tonnen. Die BW FRIGG wird hauptsächlich für den Transport von Flüssiggasen wie Propan und Butan eingesetzt. Sie bedient internationale Routen zwischen Asien, Europa und Nordamerika und spielt eine wichtige Rolle im globalen Energiehandel.
Während der Wartezeit auf das nächste Schiff wurden wir dann bestens von den Schlepper-Booten unterhalten. Die ersetzen hier die alten Lokomotiven, die in den klassischen Schleusen noch zum Einsatz kommen. Diese modernen Hafenschlepper, oft mit Azimuthantrieb, sind verantwortlich für das Manövrieren und Zentrieren der Schiffe in den viel breiteren Schleusenkammern. Sie gehören zur Panama Canal Authority (ACP) und wurden speziell für die Anforderungen des Neopanamax-Transits entwickelt. Die Schlepper sind so wendig und kräftig, dass sie ein 300 Meter langes Neopanamax-Schiff präzise auf Zentimeter in der Schleuse halten können.
Einige haben sich selbst bespritzt, das ist gezielter Wassersprühmechanismus, denn die Motoren und Antriebe der Schlepper arbeiten unter hoher Belastung, besonders in den tropischen Temperaturen Panamas. Durch das Aufsprühen von Wasser auf den Rumpf und das Deck kann die Oberfläche gekühlt werden – besonders bei langsamem Manövrieren in engen Kammern. Das Sprühsystem ist natürlich nur eine zusätzliche Art der Nutzung für die aus Gründen der Brandbekämpfung installierten leistungsfähigen Wasserkanonen.
Nach dem Durchqueren der Schleusen können sich Ablagerungen, Pflanzenreste oder Treibgut am Rumpf ansammeln. Das automatische Besprühen hilft beim Reinigen des Decks und der Aufbauten – teils aus Sicherheitsgründen, teils für Wartungszwecke. Eigenes Video von beidem, siehe unten.
Eigentlich wollten wir schon gehen, da kam eine Durschsage für das nächste Schiff und wir sahen es schon kommen. Diesmal war es beladen mit Containern, also blieben wir noch eine Weile zum Fotografieren. So hatten wir immerhin drei sehr unterschiedliche Schiffklassen bei einem Besuch, der uns sehr gut gefallen hat.
Die APL Dublin ist ein großes Containerschiff, das unter der Flagge Singapurs fährt. Es wurde 2012 gebaut und gehört zur Flotte von APL, einer Tochtergesellschaft der CMA CGM Group.
Mit einer Länge 347 Meter und einer Breite von 45 Metern hat der Pott einen Tiefgang bis zu 15,5 Meter und eine Tragfähigkeit von 131.400 Tonnen. Die APL Dublin wurde in Südkorea gebaut und wird hauptsächlich auf internationalen Seehandelsrouten eingesetzt, insbesondere zwischen Asien, Europa und Nordamerika.
Gleich vier Schlepper haben sich um die Einfahrt in die Schleuse gekümmert. Die APL Dublin kann bis zu 10.700 TEU transportieren. TEU steht für "Twenty-foot Equivalent Unit", also den Standard-Container mit etwa 6,1 m Länge. In der Praxis kann die Zahl leicht variieren – je nachdem, wie viele Container leer, beladen, oder auch 40-Fuß-Container (FEU) dabei sind (ein 40-Fuß-Container = 2 TEU).
Die APL Dublin gehört damit zur Post-Panamax-Klasse, also Schiffen, die größer sind als die alten Panamakanal-Schleusen – aber durch die neuen Schleusen hier in Agua Clara passen. Für gewöhnlich haben diese Schiffe eine Breite, auf der sie 17 Container nebeneinander unterbringen können. Hinten auf dem Gatun Lake sahen wir ein noch viel größeres Schiff liegen. 2018 wurden die neuen Schleusen für eine Ladungsbreite von 20 Containern zugelassen, das sind 51,25 m. Verglichen mit den neuesten Containerschiffen, die schon ab 2013 mit 400 m Länge und 59 m Breite zwischen 18.000 und 24.000 TEU transportieren ist das mittlerweile schon wieder klein.
Eigenes Video zum Thema
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